Ruperti

Umbau eines Stadls zum Werk- und Wohnhaus, Direktauftrag 2020

Der Heustadl von 1873 steht auf einem Hof in der Nähe von Tittmoning an der Grenze zu Österreich. Zwischen den Läufen der Salzach und der Alz finden sich hier verstärkt die typischen Merkmale der Region: hügeliges Land durchzogen von kleinen Weihern und Bächen, Weilern und Dörfern mit Häusern in lokaler Bautradition sowie viele Hektar Mischwald. Nach ersten Gesprächen mit der Genehmigungsbehörde wurde uns die Relevanz dieser Begebenheiten klar. Sollte eine Nachnutzung dieser Scheune als Wohnhaus in Frage kommen, dann nur geknüpft an entwerferisches Fingerspitzengefühl und eine ortstypische, landwirtschaftliche Bauweise. Dem Gebäude sollte noch etwas Rustikales, Robustes anhaften, am besten auch mit einer entsprechenden, naturnahen Nutzung durch die BewohnerInnen. Denn: das Gebäude befindet sich inmitten einer schützenswerten Kulturlandschaft, dem Rupertiwinkel.

Was bei einem normalen Bauvorhaben eine Gleichung mit vielen Unbekannten erzeugt hätte, war bei dieser Aufgabe ein stetiges Ineinandergreifen von Zusammenhängen und Abläufen, wenn auch mit einigen Mühen verbunden. Die zukünftigen BewohnerInnen des Stadls sind tief in der Gegend verwurzelt. So kommt es, dass für die Sanierung bestehender Strukturen und den Neubau von bereits verfallenen Teilen des Bauwerks eigenes Holz aus dem Forst der Familie verwendet wurde.

Der Umbau des Stadls entwickelte sich zum Projekt einer Großfamilie und deren FreundInnen. In Eigenleistung wurden Wände unterfangen, Stützen und eine Bodenplatte gegossen sowie Holzständerwände gestellt und vor Ort diagonal verschalt. Für die anspruchsvollsten Abschnitte wurden örtliche Firmen herangezogen, die hervorragende Arbeit leisteten. Zur Mitte des Jahres 2023 wird der Stadl bezogen. Aus unseren zwei BauherrInnen wurde zwischenzeitlich eine kleine Familie und aus der verstaubten Scheune ein Gesamtwerk mit vielen „eigenhändigen“ Details.

Von dem selbst eingedeckten Dach über Lehmputzinnenwände, die in unzähligen Stunden bearbeitet wurden, bis hin zu den Küchenfliesen,  die von der Bauherrin eigens für das Gebäude gefertigt wurden. Vor diesem Hintergrund sind neben dem Resultat vor allem die Rahmenbedingungen bei diesem Bauwerk einzigartig. So eine Gelegenheit bietet sich für ArchitektInnen nicht alle Tage. Umso schöner war es, dass wir dabei sein durften

Ort: DE – Tittmoning

Status: Planung abgeschlossen, Fertigstellung Mitte 2023

Auftraggeber: privat

Team: Vollert Puttlitz Richter Architekt:innen in Zusammenarbeit mit Architektin Charlotte Reith und Lena Rzehak Keramik

Leistung: Leistungsphasen 1-6 nach HOAI, künstlerische Leitung

Fotos: Sebastian Schels